Ich wurde gebeten, einen Beitrag zum Thema Rauchen zu verfassen. Das ist ein schwieriges Thema, mit vielen altbekannten Fakten und doch lohnt es sich, mal wieder darauf zu schauen. Um es gleich vorweg zu nehmen, ich schreibe nicht mit erhobenem Zeigefinger, will niemanden belehren oder an den Pranger stellen. Du rauchst gerne und möchtest das auch weiter tun? Dann hör jetzt einfach auf zu lesen.

Zigaretten und Tabak sind die einzigen legalen Drogen, die rund um die Uhr und in nahezu jeder Situation konsumiert werden dürfen. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist jedoch in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen. Nichtrauchen liegt im Trend. Rauch- und Werbungsverbote haben dafür gesorgt, dass insbesondere der rauchende Nachwuchs ausbleibt. Weniger als 10 Prozent der 12- bis 17-Jährigen rauchen derzeit. Es waren mal mehr als 30 Prozent! Diese Entwicklung ist deshalb ein Erfolg für alle, die sich für das Nichtrauchen einsetzen, da mehr als 80 Prozent der Raucher in dieser Altersgruppe beginnen. All jene, die diese Altersspanne als Nichtraucher überstehen, werden also nur sehr selten noch zum Raucher.

Wer raucht, schädigt immer auch andere

Aber es geht natürlich nicht nur um erzieherische Maßnahmen, um einem gesellschaftlichen Mainstream zu folgen, sondern um den Schutz vor dem Passivrauchen. Du hast natürlich die Freiheit, legale Drogen zu konsumieren. Die möglichen Folgen muss jeder für sich selbst abschätzen und verantworten. Die möglicherweise negativen Belastungen für die Gesellschaft durch höhere Krankheitskosten – der Zusammenhang ist zumindest für das Rauchen nicht eindeutig belegt – will ich hier gar nicht thematisieren. Sobald ich jedoch andere durch mein Verhalten nachweislich schädige, muss natürlich auch durch die Politik reagiert werden. Das ist in den letzten Jahren massiv passiert.

Ein unberechenbarer Giftcocktail – die Zigarette

Die Nichtraucher unter euch haben zum Glück nie mit den Suchtfaktoren zu kämpfen – Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen, noch schneller als Heroin. Aber auch euch treffen durch das Passivrauchen die giftigen Stoffe, viele mit nachweislich Krebs auslösender und erbgutverändernder Wirkung. Besonders stark betroffene Personengruppen sind Kinder oder gar Föten, die sich ihrer Umgebung nicht frei entziehen können.

Körperliche Entzugserscheinungen sind schwach. Der Knackpunkt ist die Psyche

Warum ist es eigentlich so schwierig mit dem Rauchen aufzuhören? Die körperlichen Entzugserscheinungen sind innerhalb kürzester Zeit in den Griff zu bekommen. Viele Ex-Raucher haben das auch nicht als entscheidenden Knackpunkt bei der Rauchentwöhnung empfunden. Viel entscheidender ist es, Strategien zu entwickeln, die mir helfen, die mit dem Rauchen so positiv verknüpften Verhaltensformen zu ersetzen. Bei jedem können die Schwerpunkte unterschiedlich sein. Als die Top 3 haben sich die folgenden Situationen herauskristallisiert:

1. Rauchen schafft Nähe: Gemeinsam eine zu rauchen überbrückt in rasender Geschwindigkeit kulturelle, soziale oder geschlechtliche Barrieren und ist ein wahres Kommunikationswunder. Diese "magischen" Gesprächskreise ziehen sogar auch immer wieder Nichtraucher an, allen Aversionen gegenüber dem Qualm zum Trotz!

2. Mahlzeiten sind ebenfalls Anlässe, die emotional sehr stark mit dem Rauchen verknüpft werden. Egal ob beim Kaffee am Morgen, nach dem Mittag- oder Abendessen.

3. Änderungen im erwarteten Tagesablauf, gemeinhin auch als Stress deklariert, führen ebenfalls zum erlernten Griff zur Kippe.

Rauchen verstehen, Routinen durchbrechen - so kann es funktionieren!

Du möchtest aufhören? Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Beratungsangebote und Entwöhnungshilfen. Erfolg versprechend sind allerdings Programme, die versuchen, Rauchen zu verstehen und neue Verhaltensweisen einzuüben, wie beispielsweise die „Easyway-Methode“ von Allen Carr. Anhand der Frage „Warum rauche ich eigentlich?“ versucht die Methode über Suchtmechanismen aufzuklären und Rauchermythen zu entlarven.

Ein Beispiel: Wenn du ans Rauchen denkst, bekommst du Angst vor den gesundheitlichen Risiken. Sobald du Angst hast, musst du eine Zigarette rauchen. Wenn du ans Aufhören denkst, kriegst du ebenfalls Angst, diesmal vor den Entzugserscheinungen, einer möglichen Gewichtszunahme, dem Kontaktverlust usw. Du musst schon wieder eine Zigarette rauchen. Was ein Raucher allerdings nicht erkennt, ist, dass diese Ängste allein durch die Zigarette verursacht werden. Nichtraucher haben beide Ängste nicht. Ein Rauchstopp gelingt also am besten, wenn du verstehst, warum du rauchst und warum du nicht aufhören kannst.

Entscheide dich und teste aus, welche Entwöhnungsmethode für dich am besten ist. Doch eines ist sicher: Der Abschied von der Rauchkultur wird dir unzählige Vorteile bringen.

Über Dr. Max Wunderlich

Foto: Central Dr. Max Wunderlich liebt Fitnesssport und wissenschaftliche Beweise. Der diplomierte Sportwissenschaftler und Doktor für Medizinwissenschaften, hat für Kunden der Generali Versorgungsprogramme für die großen Volkskrankheiten entwickelt – und die Wirksamkeit seiner vernetzten, digitalen Herangehensweise zusammen mit Universitäten bewiesen. Mit der Studie "Praxis Dr. Internet" über das Krankheits-Suchverhalten der Deutschen bei Google war er inzwischen schon in vielen Fernsehsendungen zu Gast.

 Zusammen mit einem interdisziplinären Team aus Ärzten und Wissenschaftlern bloggt er für Generali Vitality regelmäßig zu allem, was gesund hält.